Donnerstag, 28. Juni 2012

Von 60-Kilo-Flöhen und tödlichen Pässen

"60 kg Flo"
Christopher Ruprecht
Gleich in seinem ersten Jahr im Erwachsenenfußball erzielte Grünaus Youngster Christopher Ruprecht 34 Tore und krönte sich damit zum Sieger der Top-Torjäger-Wertung. Unterhaus.at sprach mit dem torgefährlichen Spielmacher über seine Rookie Saison, seine Aussortierung als Kapitän bei Red Bull und einen möglichen Wechsel in die Salzburger-Liga.

Du hast eine super Saison hinter dir. Neben 34 erzielten Toren in der Meisterschaft und einem im Cup, seid ihr Meister in der Salzburger Liga und Meister mit der 1b-Mannschaft geworden – ein perfektes Jahr?
Christopher Ruprecht: Den Landescup haben wir nicht geholt (lacht). Nein im Ernst: Es war meine erste Saison im Erwachsenenfußball und war so eigentlich nicht zu erwarten. Das Hauptziel war, mit der 1b-Mannschaft Meister zu werden, das haben wir erreicht. Das zweite Ziel war, dass ich Schritt für Schritt an die Erste Mannschaft herangeführt werde, auch dort habe ich einige Minuten gesammelt. Punkt drei war, dass die Salzburger Liga-Mannschaft im nächsten Jahr mit mir aufsteigt.

Was schon heuer gelungen ist…
Ruprecht: Ja, es ist schneller gegangen als gedacht. Aber das ist natürlich auch ok.

Du hast im gesamten Salzburger Unterhaus die meisten Tore erzielt. Wie stolz bist du darauf?
Ruprecht: Das ist natürlich total lässig für mich und ich bin schon sehr stolz darauf. Gerade als Mittelfeldspieler ist es doch etwas Spezielles und das werde ich wahrscheinlich mein ganzes Leben nicht mehr erreichen.

Welche Position im Mittelfeld hast du eingenommen?
Ruprecht: Ich habe meistens auf der 10er-Postition hinter unserer Spitze agiert, aber ich habe eigentlich jede Position im Dreiermittelfeld gespielt, auch als 6er. Am Schluss war ich dann doch eher vorne.

Um deine Führung in der unterhaus.at-Top-Torjägerliste auszubauen?
Ruprecht: Ja klar. Am Ende hat die Mannschaft schon sehr für mich gespielt, auch, weil wir schon Meister waren. Da muss ich mich auch bei den Kollegen für die vielen Vorlagen bedanken.

Aus welcher Position fällt ein typisches Christopher-Ruprecht-Tor?
Ruprecht: Das lässt sich schwer sagen, denn heuer war wirklich alles dabei. Distanzschüsse, Abpraller, Kopfballtore und natürlich einige Freistöße und verwandelte Elfmeter.

Jetzt wissen wir, dass du über einen ausgezeichneten Torriecher verfügst . Durch was zeichnest du dich aus und wo liegen deine Schwächen?
Ruprecht: Meine größte Stärke ist sicher, dass ich den tödlichen Pass beherrsche und ein gutes Auge für meine Mitspieler habe und das Spiel gestalten kann. Meine Schwächen liegen im körperlichen Bereich. Am Zweikampfverhalten und an der Robustheit muss ich mit Sicherheit noch arbeiten.

Wie sieht dein fußballerischer Weg bisher aus?
Ruprecht: Mein Heimatverein ist Elixhausen. Von dort bin ich als 11-Jähriger kurz zu Austria Salzburg, aber das war nicht meins. Dann war ich vier Jahre im Nachwuchs von Red Bull (U12 bis U14), ein Jahr in der Sturm Graz-Akademie und wieder ein Jahr in der Red Bull-Akademie. Seit letztem Jahr bin ich hier in Grünau.

Elixhausen, Red Bull Nachwuchs, Sturm Graz, wieder zurück zur Red Bull Akademie, jetzt Grünau – du hast für einen 17-Jährigen schon bei außergewöhnlich vielen Vereinen gespielt – hat es nirgends zu 100 Prozent gepasst?
Ruprecht: Mit 14 Jahren war ich Kapitän bei Red Bull, aber dann ist mir gesagt worden, es ist gescheiter wenn ich weggehe, denn ich würde sowieso nicht mehr viel spielen. Dann war ich ein Jahr in Graz, wo ich mich sehr wohlgefühlt habe. Weil aber der angesprochene Nachwuchstrainer – ein Niederländer – zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Salzburg war, bin ich wieder zurückgegangen, weil die Red Bull-Akademie steht doch noch eine Stufe über Sturm. Kaum war ich zurück, hatte er wieder die Zügel in der Hand und hat mir mitgeteilt, dass ich mir einen anderen Verein suchen soll.

Von der professionellsten Akademie, die von der Infrastruktur her in Österreich seines Gleichen sucht, nach Grünau – wie lassen sich die Trainingsbedingungen vergleichen?
Ruprecht: Ich habe mir zusammen mit meinen Eltern einige Vereine angesehen und muss sagen, Grünau gehört absolut in die Regionalliga. Klar lässt sich die Infrastruktur nicht mit Red Bull vergleichen, aber sie war für die Salzburger Liga außergewöhnlich und ist auch für die dritte Liga top. Außerdem wird der Verein von den Funktionären sehr professionell geführt, das hat uns die Entscheidung leicht gemacht.

Du bist auch in der Salzburger-Liga regelmäßig für ein paar Minuten zum Einsatz gekommen – deine ersten Eindrücke?
Ruprecht: In der Salzburger-Liga geht es natürlich nicht mehr so leicht. Ich bin härter gefoult worden und härter in den Zweikämpfen rangenommen worden.

Nun würde mit der Westliga die dritte österreichische Liga warten. Der Schritt von der 2. Klasse in die Regionalliga dürfte doch ein sehr großer, ein vielleicht zu großer sein?
Ruprecht: Die Westliga kommt wahrscheinlich ein, zwei Jahre zu früh. Es ist ein Thema, dass ich mich für ein Jahr in die Salzburger Liga verleihen lasse.

Wo Straßwalchen in der Pole-Position steht…
Ruprecht: Ja, ich bin mir mit Straßwalchen grundsätzlich einig. Unser Trainer (Rene Pessler, Anm.) kommt in den nächsten Tagen aus dem Urlaub, dann wird eine Entscheidung fallen. Die Salzburger-Liga wäre ideal um mich durchzusetzen und das Niveau sollte ich eigentlich mittlerweile haben.

Noch ein Jahr in der 1. Klasse kommt für dich nicht in Frage?
Ruprecht: Nein, definitiv nicht. Damit würde ich auch meiner Entwicklung nichts Gutes tun.

Strebst du eine Profikarriere an?
Ruprecht: Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich nur darauf hingearbeitet und es hat nicht geklappt. Inzwischen nehme ich die ganze Sache lockerer und wenn es mit der Profikarriere doch klappen sollte, nehme ich sie natürlich gerne wahr.

Sollte der große Durchbruch gelingen – bei welchem Verein würdest du gerne einmal spielen?
Ruprecht: 1860 München. Das ist von klein auf mein Lieblingsverein.

Also kommen die Bayern nicht in Frage?
Ruprecht: Sollte ein Angebot von den Bayern vorliegen, würde ich wahrscheinlich auch nicht Nein sagen (lacht). Aber im Endeffekt ist es egal – wenn ein Verein mit einem Profivertrag winkt, würde ich am Anfang wahrscheinlich überall hingehen, auch zu Red Bull zurück.

Wie lautet der Plan B – du hast ja gerade die Sport-HAS absolviert?
Ruprecht: Dann würde ich gerne in die Management- oder Marketing-Branche gehen. Ab Herbst will ich sowieso die Matura nachholen.

Stört es dich, wenn du von der „Kronen Zeitung“ in ihrer Berichterstattung als „Knecht Ruprecht“ und „60-Kilo-Floh“ bezeichnet wirst?
Ruprecht: Gegen den 60-Kilo-Floh habe ich nichts, das stimmt ja auch. Das „Knecht Ruprecht“ war für mich schon ein wenig merkwürdig – vor allem weil es als Überschrift in der Zeitung gestanden ist. Aber grundsätzlich habe ich eine irre Freude, wenn ich mich am Morgen in der Zeitung lese und da ist ein „Knecht-Ruprecht“ schnell toleriert.

Abschließende Frage – Wer wird Europameister?
Ruprecht: Deutschland. Weil sie am besten in Form sind und den unberechenbarsten Fußball spielen. 

Quelle: unterhaus.at / Foto: WSU12